The important is not important. Gorka De Duo
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Christian Königfeld (Wesen und Erscheinung)
Die quer zur Totalität aller Universen verlaufende Gesamtheit aller pataphysischen Werke konstituiert das Pataversum. Jedes Universum wird von Taschen dieses Pataversums überlagert. Eine dieser Taschen überlappt die Krausnickstraße, genauer ein Souterrain in der Nummer 15, in dem ich gerade vor einer Photographie stehe, die seltsam silbrig schimmernd ist, Andy Warhols Industrielaser von einem Blick im Nacken. Wir befinden uns in einer Welt der Spiegel|Spiegel. Der Spiegel| in dem Bild vor meinen Augen ist zerbrochen. Es ist eines dieser Werke, die einem Antwort geben, bevor man gefragt hat, bevor man überhaupt gewusst hat, dass eine solche Sprache existiert. Eine Unterströmung der Lichtwellen, die das Auge erreichen. Ein leises, aber bestimmtes Flüstern, wie bei einem Gedicht, dessen Worte logisch nicht fasslich sind, dessen Sinn aber umso intensiver auf einen eindringt.
Christian Königfeld (Wesen und Erscheinung)
Schauen Sie auf ihre Uhr. Vergessen Sie, was sie gesehen haben. Sie wissen sowieso nicht, was sie da gesehen haben. Jedenfalls jetzt nicht mehr.
Es gab einmal eine Zeit, da gab es gar keine Zeit. Jedenfalls nicht hier. Was es auch nicht -- sie wissen schon. Denken Sie jetzt nicht an Schwärze. Kein Raum, keine Körper. Keine Zeit, keine Wellen. Nichts. Unendliches Nada.
Stellen Sie sich stattdessen vor, sie stehen auf einem Epiplaneten, dessen Nachthimmel keine Sterne zieren, sondern Universen. Nur dass es dort natürlich keinen Nachthimmel gibt. Kein Raum, keine Zeit. Dazwischen. Sie wissen schon. Wischen Sie sich schon den Schweiß von der Stirn? Machen Sie sich keine Umstände. Nehmen Sie mein Taschentuch. Bleiben Sie bei mir.
Das Nichts außerhalb der Grenzen unseres noch nicht existierenden Universums ist nicht mit dem formallogischen Nichts (!) zu verwechseln. Es ist vielmehr das, was bleibt, wenn man von einem Universum Raum und Zeit abzieht. Es bleibt die Möglichkeit von Raumzeit. Insofern ist dieses Nichts auch nicht das Hegelsche reine Nichts am Anfang der Wissenschaft der Logik. Dort kommt nur dem reinen Sein Potential zu, wodurch beide überhaupt zu unterscheiden sind. Das Potential des reinen Seins aber ist der Raum, dem die Zeit als Werden nur akzidentiell zukommt. In Wirklichkeit ist die Zeit zuerst, denn der Moment, in dem unser Universum, also die Raumzeit, entsteht, ist selbst bereits ein Moment. Der Umschlag von Null auf Eins ist bereits ein zeitlicher. Es ist also die Zeit das Potential unseres Nichts, das selbst unendlich ist. Denn ist es nicht so, dass das Nichts, eigenschaftslos wie es -- nun ja -- ist, keine Grenze haben kann? Damit ist das Nichts reines Potential.
Was hat das zu bedeuten? Wenn dieses Nichts das Potential hat, Sein hervorzubringen, und wenn dieses Nichts unendlich ist, dann ist es unendlich wahrscheinlich, dass unendlich viele Universen existieren. Damit wirkt der Begriff der Singularität, mit dem gemeinhin beschrieben wird, dass die Entstehung unseres Universums unbeschreiblich ist, leicht ironisch. Eine Singularität gibt es aber doch: das pataphysische Werk. Das einzige Werk, das sich auch im Multiversum niemals wiederholt. Die Singularität. Denn Pataphysik ist die Wissenschaft des Besonderen. Sind Sie schon auf dem Weg? Warten Sie noch!
Die quer zur Totalität aller Universen verlaufende Gesamtheit aller pataphysischen Werke konstituiert das Pataversum. Jedes Universum wird von Taschen dieses Pataversums überlagert. Eine dieser Taschen überlappt die Krausnickstraße, genauer ein Souterrain in der Nummer 15, in dem ich gerade vor einer Photographie stehe, die seltsam silbrig schimmernd ist, Andy Warhols Industrielaser von einem Blick im Nacken. Wir befinden uns in einer Welt der Spiegel|Spiegel. Der Spiegel| in dem Bild vor meinen Augen ist zerbrochen. Es ist eines dieser Werke, die einem Antwort geben, bevor man gefragt hat, bevor man überhaupt gewusst hat, dass eine solche Sprache existiert. Eine Unterströmung der Lichtwellen, die das Auge erreichen. Ein leises, aber bestimmtes Flüstern, wie bei einem Gedicht, dessen Worte logisch nicht fasslich sind, dessen Sinn aber umso intensiver auf einen eindringt.
Es zeigt einen dieser Waver, von denen wir Nachgeborenen immer der Meinung sind: Das ist einer dieser Waver, von denen es in jeder Gruppe Punks genau einen gegeben hat. Dieser hier pataposiert solcher Art auf einem Stuhl, dass seine Körperhaltung den einzigen Schluss zulässt, dass er mitsamt seiner Sitzgelegenheit von oberhalb des Bildausschnitts, wo er, an unsichtbaren Fäden hängend, mehrere Jahre als Drogensüchtiger zugebracht hat, auf den, bis dahin intakten, Spiegel gefallen, oder besser: abgeschossen worden sein muss. Wenn die Augen der Spiegel zur Seele sind, sprechen seine Augenringe deutliche Worte über die Begleitumstände. Schön warst Du mit Augenringen / Ernst und frei vor allen Dingen / Alle Deiner Wörter klangen / Wie in Körper eingefangen / Die vor Lust und Laster beben / Die für heute ewig leben. Das wäre ihm zu wünschen gewesen. Was für eine verzweifelte Schönheit. Was für eine Planlosigkeit. Der Beweis, dass Versöhnung ohne Verhöhnung nicht zu haben ist. Eine Ikone des spanischen Untergrunds, wie man mir souffliert. Wenn Che die Ikone der Romantiker ist, dann ist das hier die Ikone der romantischen Antiromantiker.
Erinnern Sie sich an Ihre Uhr? Schauen sie jetzt drauf. Wir warten hier, wissen Sie?
Christian Königfeld (Wesen und Erscheinung)
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